Durch lange Wertschöpfungen und industrielle Verarbeitung verdienen in reichen Ländern Landwirte weniger an den Rohstoffen, als in ärmeren Regionen. Laut einer neuen Studie haben die Wertschöpfungsketten zum Beispiel in den USA oder in Deutschland einen Vorteil aus Verbrauchersicht: Klimamaßnahmen wirken sich weniger auf Verbraucherpreise bei Lebensmitteln aus als angenommen.

  • Unterschiedliche Kostenschwerpunkte in armen und reichen Ländern
  • In reichen Ländern verdienen Landwirte einen geringeren Anteil an den Preisen für Lebensmittel
  • Auswirkung der Klimapolitik auf die Verbraucherpreise

Bei Landwirten kommt immer weniger von dem an, was Verbraucher für Lebensmittel bezahlen. Der Grund: Moderne Agrar- und Ernährungssysteme verlagern die Kosten zunehmend auf nachgelagerte Bereiche wie Verarbeitung, Transport und Vermarktung. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zeigt, dass dieser Effekt beeinflusst, wie Lebensmittelpreise auf Klimaschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft reagieren.

Landwirte verdienen in reichen Ländern weniger an Lebensmittelprodukten

In einkommensstarken Ländern wie den USA oder Deutschland erhalten laut PIK-Wissenschaftler David Meng-Chuen Chen die Landwirte weniger als ein Viertel der Ausgaben für Lebensmittel, verglichen mit über 70 Prozent in Afrika südlich der Sahara, wo die landwirtschaftlichen Kosten einen größeren Teil der Lebensmittelpreise ausmachen „Diese Kluft unterstreicht, wie unterschiedlich die Ernährungssysteme in den verschiedenen Regionen funktionieren“, so der Hauptautor der Studie. Die Verlagerung der Kosten in nachgelagerte Bereiche liegt daran, dass Verbraucher in reichen Ländern mehr verarbeitete Produkte, wie Brot, Käse oder auch Süßigkeiten kaufen. Landwirtschaftliche Rohstoffe machen dabei nur einen geringen Teil aus. Das bedeutet aber auch, dass die Verbraucher von den Schwankungen der Agrarpreise weitgehend abgeschirmt sind, die durch klimapolitische Maßnahmen wie Steuern auf Umweltverschmutzung oder Regelungen zum Flächenverbrauch verursacht werden. „Aber es macht auch deutlich, wie wenig die Landwirte tatsächlich an den Lebensmitteln verdienen“, verdeutlicht Co-Autor Benjamin Bodirsky.

In reichen Ländern schlägt sich Klimapolitik weniger auf Verbraucherpreise nieder

Durch die Analyse gesamter Lebensmittelwertschöpfungsketten verschiedener Produktgruppen liefern die Forscher auch neue Erkenntnisse darüber, wie sich politische Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgas-Emissionen auf die Verbraucher auswirken. „Klimapolitische Maßnahmen, die auf eine Verringerung der Emissionen in der Landwirtschaft abzielen, rufen häufig die Sorge vor steigenden Lebensmittelpreisen hervor, insbesondere bei den Verbrauchern. Unsere Analyse zeigt, dass die langen Lieferketten moderner Ernährungssysteme die Verbraucherpreise vor drastischen Erhöhungen schützen, insbesondere in reicheren Ländern“, erklärt Chen.

Die Verbraucherpreise für Lebensmittel in reicheren Ländern würden durch klimapolitische Maßnahmen nur um das 1,25-fache steigen, obwohl die Erzeugerpreise bis 2050 um das 2,73-fache höher wären. Im Gegensatz dazu würden in ärmeren Ländern die Verbraucherpreise für Lebensmittel unter einer ehrgeizigen Klimapolitik bis 2050 um den Faktor 2,45 steigen, während die Erzeugerpreise um den Faktor 3,3 steigen würden. 

Foto: Peter Atkins – stock.adobe.com (Symbolbild)

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