Ein in Weidenblättern enthaltenes Molekül kann laut einer aktuellen Studie Stickstoffemissionen aus dem Urin von Rindern senken.
- Wissenschaftler entdecken Wirkung von Weidenblättern in Futter
- Molekül ist für Effekt verantwortlich
- Weitere Forschung
- Hintergrund von Weidenblätter
Die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft sind in den vergangenen Jahren gesunken. Laut Umweltbundesamt ging etwa der Ausstoß von Lachgas von 1990 bis 2024 um rund 34,2 Prozent zurück. Dennoch gibt es Möglichkeiten zur Optimierung, wie eine neue Studie zeigt. Ein interdisziplinäres Forschungsteam hat eine Möglichkeit untersucht, die auf einem uralten Naturheilmittel beruht: Weidenlaub im Futter für Rinder. An der Studie waren das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) sowie die Universitäten Rostock, Wien und München beteiligt.
Molekül in Weidenblättern senkt Stickstoffemissionen
Die Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass bestimmte Inhaltsstoffe der Weidenblätter Stickstoffemissionen aus Ammoniak und Lachgas aus dem Urin von Rindern deutlich senken können. Angespornt durch frühere Erkenntnisse zur Wirkung pflanzlicher Inhaltsstoffe auf den Stoffwechsel, untersuchten die Forscher, ob das in Weidenlaub enthaltene Molekül Salicin Einfluss auf die Stickstoffumsetzung im Tierkörper haben könnte.
Im Experiment zeigte sich: Wird Rindern salicylathaltiges Weidenlaub verfüttert, verringert sich die Bildung von Ammoniak und Lachgas aus dem Harn drastisch. Auf einem Standardboden konnten über 48 Stunden im Vergleich zur Kontrollgruppe 14 Prozent weniger Ammoniak und sogar 81 Prozent weniger Lachgas gemessen werden. Die Effekte gehen nicht allein auf die Salicylsäure zurück, sondern vermutlich auch auf weitere bioaktive Verbindungen im Weidenlaub.
Weitere Untersuchungen notwendig
Ob sich die positiven Effekte auch unter realen Haltungsbedingungen bestätigen, muss in weiteren Studien geklärt werden. Entscheidend sind dabei Faktoren wie Futteraufnahme, Bodentyp, Klima und mikrobielle Aktivität. Auch mögliche Auswirkungen auf die Nitratbildung im Boden werden derzeit untersucht. Parallel erforschen die FBN-Wissenschaftler weitere Laubarten wie Pappel, die ähnliche Eigenschaften wie Weiden aufweisen und ebenfalls große Mengen an Salicylaten enthalten.
Weiden sind schnell wachsende Gehölze, die traditionell als Heil- und Futterpflanzen genutzt werden – zum Beispiel in Neuseeland oder Nordamerika. In Deutschland werden sie bisher vor allem als Energiepflanzen oder in Agroforstsystemen eingesetzt. Dass ihr Laub so wirksam gegen Stickstoffverluste sein könnte, eröffnet laut den Forschern neue Perspektiven für eine nachhaltige Tierernährung.
Foto: FBN